Marianne Schieder: Enttäuschung über Open-Access-Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

20. September 2016

Situationsbeschreibungen und Appelle reichen nicht aus! Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat heute seine lang angekündigte und im Koalitionsvertrag verabredete Open-Access-Strategie vorgestellt. Marianne Schieder; Sprecherin für Bildungs- und Forschungspolitik in der Landesgruppe Bayern der SPD-Bundestagsfraktion, kritisiert: „Leider ist festzustellen, dass das BMBF keine mutige Strategie verfolgt, sondern viel zu unverbindlich und schwammig bleibt.“ Das Papier erschöpfe sich in einer detaillierten Situationsbeschreibung und Appellen. Konkrete Handlungsvorschläge und zukunftsweisende Strategien fehlten vollständig.

Enttäuscht ist die SPD-Bundestagsabgeordnete besonders, weil sie genügend Möglichkeiten für eine zeitgemäße Förderung von Open Access durch das BMBF sieht: „In den Förderbedingungen von Forschungsprojekten müsste Open Access schon lange verpflichtend verankert werden. Es reicht auch nicht, nur an andere Akteure zu appellieren.“ Bereits jetzt könne bei der Ausschreibung neuer Projekte die Gleichwertigkeit von Open-Access-Veröffentlichungen als Qualifikationsnachweis festgesetzt werden. „Wer jetzt erst einmal Konzepte und Best-Practice-Beispiele sammeln will, offenbart nur, dass er keine eigenen Ideen vorweisen kann und bisher offenkundig die Entwicklung der Open-Access-Landschaft nicht systematisch verfolgt hat“, stellt die Abgeordnete weiter fest. Bereits im April dieses Jahres hat die Arbeitsgruppe Bildung und Forschung der SPD-Bundestagsfraktion in einem Positionspapier konkrete Vorschläge und Forderungen an eine moderne Open-Access-Strategie formuliert. MdB Marianne Schieder habe darum eigentlich erwartet, dass sich das Bundesministerium für Bildung und Forschung hieran orientieren würde.

Hintergrund: Wissenschaftliche Erkenntnisse entstehen stets auf der Basis vorangegangener Forschung. Ein ungehinderter Wissensfluss ist eine Grundvoraussetzung für ein exzellentes und innovatives Wissenschaftssystem. Unter dem Begriff „Open Access“ wird seit Längerem der kostenfreie und ungehinderte öffentliche Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen über das Internet diskutiert. Einige Bundesländer wie Schleswig-Holstein und Berlin haben darum bereits eigene Open-Access-Strategien entwickelt. Auch international wächst die Bedeutung des Themas mit der zunehmenden Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen. Länder wie Österreich oder die Niederlande haben daher ebenfalls ambitionierte Pläne zum freien Zugang zu wissenschaftlichen Veröffentlichungen verabschiedet. Gleichzeitig hat die Europäische Union Open Access zu einem ihrer Kernanliegen im Wissenschaftsbereich gemacht.