Zu den jüngsten Äußerungen des bayerischen Finanzministers Söder erklärt der außenpolitische Sprecher der Landesgruppe Bayern in der SPD-Bundestagsfraktion und ehemalige Staatsminister für Europa Günter Gloser: Mit seiner Forderung, Griechenland solle bis zum Jahresende aus der Eurozone ausscheiden, offenbarte der Bayerische Finanzminister Söder nicht nur seine ökonomische Unbelecktheit, sondern schlimmer noch, eine für einen deutschen Politiker nicht zu ertragende Geschichtslosigkeit.
Wer einen Satz loslässt wie: „An Athen muss ein Exempel statuiert werden, dass diese Eurozone auch Zähne zeigen kann“, der schwadroniert angesichts der deutsch-griechischen Geschichte mit all den Gräueln der deutschen Besatzung Griechenlands im Zweiten Weltkrieg völlig geschichtslos und unerträglich gedankenlos daher. Ganz zu schweigen von der immensen großzügigen Hilfestellung, die unserem Land in der Nachkriegszeit seitens der Alliierten wiederfuhr.
Zudem ignoriert er auch die Gegenwart in Griechenland und der Eurozone:
Die gegenwärtige Regierung und die Bevölkerung bekämpfen gegenwärtig die Konsequenzen der globalen Finanzmarkt- und Hypothekenkrise und verfehlter griechischer Steuer- und Finanzpolitik der Vergangenheit, mit dramatischen Kürzungen im Staatshaushalt, um sich und der Eurozone eine Perspektive zu verschaffen. Da ist es zynisch von Söder, sich als großer Euro-Scharfrichter aufzuschwingen und zudem so zu tun, als trage Deutschland alleine die Lasten der Euro-Rettung – zumal die Griechenland-Troika von EU-Kommission, EZB und IWF der griechischen Regierung für ihre Reformen fast zeitgleich ein erstes positives Zwischenzeugnis ausgestellt hat.
Selten zuvor hat ein bayerischer Minister so schamlos in die unterste populistische Schublade gegriffen und versucht, sich mit Anti-Euro-Populismus für den Wahlkampf in Stellung zu bringen. Dass er seinen Provinzpopulismus in New York vorträgt und sich, wie seinerzeit zu Guttenberg, vor der Weltstadtkulisse inszeniert, macht seine Aussagen vielleicht durchschaubarer, aber sicher nicht besser.