Klaus Barthel: Telekom muss beim neuen Standortkonzept auf die Beschäftigten zugehen

27. Oktober 2010

Die vorgelegten Pläne der Deutschen Telekom, Standorte im Geschäftskundenvertrieb und bei der IT-Infrastruktur zusammenzulegen, bedeuten laut Klaus Barthel, dem wirtschaftspolitischen Sprecher der Landesgruppe Bayern in der SPD-Bundestagsfraktion, dass die betroffenen Beschäftigten teilweise hunderte von Kilometern fahren oder umziehen müssen, um ihren von der Telekom angeblich gesicherten Arbeitsplatz zu erhalten. Das kommt für viele einer Kündigung gleich.

Das vom Telekom-Vorstand vorgelegte Umstrukturierungskonzept im Geschäftskundenbereich werden die meisten der rund 3.600 betroffenen Beschäftigten als Schlag ins Gesicht empfinden. Das Unternehmen plant, im Vertrieb Strukturen mit über 140 Büros und Außenstellen in fast 90 Städten künftig in neun Städten zusammenzufassen. Bei der IT-Infrastruktur soll die bisherige Anzahl von 96 Einrichtungen erheblich reduziert werden. In Bayern sollen von 12 Standorten lediglich drei Standorte in Nürnberg, Regensburg und Augsburg erhalten bleiben, während Würzburg, Bamberg, Bayreuth, Bad Kissingen, Regensburg, München, Landshut, Kempten, Traunstein und Rosenheim geschlossen werden. In Bayern sind ca. 800 Beschäftigte betroffen. Die Behauptung, jedem der etwa bundesweit 3.640 von 6.850 Beschäftigten bliebe „der eigene Arbeitsplatz erhalten und sie müssten lediglich „ihren Arbeitsort bis Ende 2012 wechseln“ ist zynisch. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden faktisch keine Möglichkeit haben, das Angebot einer Weiterbeschäftigung am neuen Standort anzunehmen, insbesondere wenn sie Teilzeitbeschäftigte sind oder eine ortsgebundene Familie haben. Das Angebot z. B. von Traunstein, Kempten oder Rosenheim nach Regensburg oder Augsburg, von Landshut nach Augsburg, von Bamberg nach Regensburg oder von Bayreuth nach Leipzig oder Nürnberg zu wechseln, kommt für viele einer Kündigung gleich.

Die SPD-Landesgruppe Bayern fordert den Vorstand der Deutschen Telekom AG auf, seiner sozialen Verantwortung gerecht zu werden und auf die Beschäftigten zuzugehen. Das vorgelegte Konzept darf nicht über deren Köpfe hinweg durchgesetzt, sondern muss mit ihnen mitarbeitergerecht verändert werden. In beiden betroffenen Geschäftssparten sollten durch Verhandlungen mit dem Sozialpartner gemeinsame Lösungen gefunden werden. Zwischen wirtschaftlichen Aspekten und den Interessen der Beschäftigten muss es einen gerechten Ausgleich geben. Ziel müssen Konzepte sein, die einerseits die Wettbewerbsfähigkeit sichern, besseren Kundenservice ermöglichen, bewährte Strukturen nicht zerschlagen und durch eine entsprechende Standortstruktur den Beschäftigten zumutbare Bedingungen zum Verbleib im Unternehmen bieten.

Seit der Privatisierung haben die Beschäftigten zahlreiche Organisationsänderungen – oft mit zweifelhaftem Erfolg – über sich ergehen lassen müssen Die meisten Mitarbeiter waren bereits Opfer von Standortverlagerungen und Standortkonzentrationen. Sie müssen bereits lange Fahrzeiten in Kauf nehmen. Trotzdem haben die Beschäftigten in der Vergangenheit viel Engagement gezeigt. Die Deutsche Telekom braucht ein Unternehmensklima, in dem Vorstand und Belegschaften vertrauensvoll zusammenarbeiten. Nur gemeinsam können die großen Herausforderungen in einem dynamischen Wettbewerbsmarkt gemeistert werden – im Interesse einer guten wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens, Beschäftigungssicherung und zufriedener Kunden.

In den vergangenen beiden Jahren gab es insofern eine positive Klimaentwicklung zwischen den Sozialpartnern, die wir begrüßt haben. Das darf nicht aufs Spiel gesetzt werden. Deshalb sollte die Unternehmensleitung zu einer Politik der ausgestreckten Hand zurückkehren.

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