„Brauchen einen neuen Anlauf für die Widerspruchslösung“ Sabine Dittmar: Erschreckender Rückgang bei Organspenden

16. Januar 2023

Die Zahl der Organspenden in Deutschland ist im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Die am Montag veröffentlichte Statistik der Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) erfüllt Sabine Dittmar, SPD-Bundestagsabgeordnete, mit großer Sorge.

„Die Zahlen sind erschreckend“, sagt Sabine Dittmar und fordert ein erneutes Umdenken in Sachen Organspende. „Wir brauchen einen neuen Anlauf für die Widerspruchslösung.“ Die SPD-Politikerin hatte den 2020 im Bundestag gescheiterten Gruppenantrag maßgeblich mitgetragen und initiiert. Bei einer Widerspruchslösung würde jeder automatisch als Organspender gelten, wenn er seine Ablehnung nicht explizit formuliert und hinterlegt hat. Sie wird in Frankreich, Irland, Italien, Österreich oder Spanien und in zwölf weiteren europäischen Ländern angewendet. „Alle anderen Regelungen und Ideen haben leider nicht zum gewünschten Erfolg und zu einer Erhöhung der Spenderzahlen geführt“, erklärt Sabine Dittmar. Dabei zeigen Umfragen regelmäßig, dass in Deutschland acht von zehn Bürger:innen bereit wären, nach dem Tod ihre Organe zu spenden, um damit Leben zu retten. „Es gibt eine hohe Akzeptanz und Bereitschaft. Aber leider dokumentieren noch immer viel zu viele ihren Willen nicht.“ Zwar wurde 2020 zumindest eine regelmäßige Aufklärung und Erinnerung beschlossen, aber ohne den erhofften Effekt. Die Zahlen stagnierten erst. Jetzt gingen sie gar um 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. In Deutschland gab es – nach den Zahlen der Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) – im vergangenen Jahr gerade einmal 869 Menschen, die nach ihrem Tod Organe spendeten. Das entspricht zehn Spendern je einer Million Einwohnern. Eine auch im europäischen Vergleich viel zu niedrige Zahl. „Tagtäglich sterben Menschen, weil es für sie kein passendes Spenderorgan gibt.“ Aktuell warten in Deutschland gut 8500 Kranke auf lebensrettende Organe. Oftmals schon seit Jahren. „Eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, die Entscheidung, ob man mit einer Organspende auch nach seinem Tod Leben schenken will, zu treffen und auch zu dokumentieren“, findet Sabine Dittmar. Dadurch könne man seinen Angehörigen in einer sowieso schon schweren Situation auch eine große Last nehmen. Organspende betreffe uns alle. „Jeder kann schon morgen auf ein Spenderorgan angewiesen sein“, macht die ausgebildete Ärztin klar, die aus ihrer beruflichen Praxis weiß, dass mit einer höheren Spendenbereitschaft deutlich mehr Menschen geholfen werden könnte. Die parlamentarische Staatssekretärin ist übrigens seit vielen Jahren selbst überzeugte Organspenderin und versucht auch immer wieder, andere zu überzeugen. „Ich habe stets ein paar Blanko-Ausweise in meiner Handtasche, die ich gerne an Interessierte verteile.“

Teilen